Der Berliner Immobilienmarkt befand sich im Jahr 2023/24 in einer Phase erheblicher Unsicherheit und Anpassung, die von mehreren wesentlichen Faktoren geprägt wurde. Ab der Mitte des Jahres 2022 wurden erstmals rückläufige Preise auf dem Markt verzeichnet, ein Trend, der sich trotz anfänglicher Zweifel auch im Jahr 2023 verstetigte und Investoren sowie Eigenheimbesitzer gleichermaßen beunruhigte.
Gestiegene Baukosten sorgen für rückläufige Preise
Die Hauptursachen für diese rückläufige Preisentwicklung sind vielschichtig und komplex. Zunächst einmal stiegen die Baukosten erheblich an, getrieben durch Preissteigerungen für Baumaterialien und zunehmende Lohnkosten im Baugewerbe. Diese Herausforderungen in der Bauindustrie wurden durch die drastisch gestiegenen Finanzierungskosten für Immobilienprojekte ergänzt. Verantwortlich hierfür war die Europäische Zentralbank (EZB), die in Reaktion auf eine anhaltend hohe Inflationsrate, die zeitweise die 10 %-Marke überschritt, gezwungen war, ihre bis dato niedrige Zinspolitik zu überdenken. In mehreren aufeinander folgenden Ratenanpassungen erhöhte die EZB den Leitzins schließlich auf 4,5 %, ein Niveau, das zuletzt im Vorfeld der Finanzkrise von 2008 gesehen wurde.
Leitzinsen der EZB erschweren Immobilienfinanzierung
Diese strikte Geldpolitik hatte weitreichende Folgen für den Zugriff auf günstige Immobilienfinanzierungen. Für viele Käufer und Investoren stellten die gestiegenen Kreditkosten eine enorme Hürde dar, was zu einem merklichen Rückgang der Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien führte.
Trotz positiver Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung in Berlin im Jahr 2023 und einer allmählich abnehmenden Inflationsrate, entschied sich die EZB, das hohe Zinsniveau beizubehalten. Diese Entscheidung führte zu einer massiven Verlangsamung bei der Umsetzung neuer Bauprojekte. Zahlreiche Entwickler sahen sich mit unüberwindbaren Finanzierungsproblemen konfrontiert, was zu einem Anstieg der Insolvenzen in der Baubranche führte. Ein besonders prominentes Beispiel hierfür ist die Insolvenz der Signa Holding, deren Zusammenbruch erhebliche und weitreichende Folgen für den Berliner Immobilienmarkt hatte.
Unsicherheiten sorgen für Zurückhaltung bei Investoren
In der Baubranche herrschte daher eine spürbare Zurückhaltung gegenüber neuen Projekten, da die Unsicherheiten in Bezug auf die Finanzierung und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlichtweg zu groß waren. Zusätzlich verstärkte sich die weltpolitische Unsicherheit im Oktober 2023 durch den Ausbruch des Konflikts in Israel, was viele Akteure mit Besorgnis beobachteten. Dennoch blieben die direkten Auswirkungen auf den Berliner Immobilienmarkt zunächst begrenzt.
Ein erstes Zeichen der Hoffnung keimte auf, als die EZB am 12. Juni 2024 entschied, den Leitzins moderat um 0,25 % zu senken. Diese erste Zinsanpassung wurde als ein zaghafter Versuch gewertet, den ins Stocken geratenen Immobilienmarkt wieder zu beleben und das Vertrauen der Investoren schrittweise zurückzugewinnen. Am 18.9.2024 erfolgte eine weitere Zinsanpassung um 0,25 %.
Ausblick auf die nächsten Monate am Immobilienmarkt
Trotz dieser positiven Signale war der Berliner Immobilienmarkt im Jahr 2023 von einer signifikanten Zurückhaltung geprägt. Käufer hielten sich in der Erwartung von Preisnachlässen zurück, während Verkäufer bemüht waren, die ehemaligen Höchstpreise zu verteidigen. Diese Pattsituation führte dazu, dass die Zukunft des Marktes in unklaren Vorhersagen und spekulativen Einschätzungen verharrte, ohne dass eine eindeutige Richtung erkennbar war.
Die ersten Zinssenkungen sollten eine Wende am Investmentmarkt für Wohnen einleiten. Der Investmentmarkt für Gewerbe wird auf Grund der aktuellen volkswirtschaftlichen Situation in Deutschland auch im folgenden Jahr stagnieren.